Staatliche Autonomie ist die Voraussetzung dafür, dass Wirtschaft, Gesundheitswesen und unsere Gesellschaft handlungsfähig sind und bleiben. Was einfach klingt, ist heute keinesfalls selbstverständlich. Denn vor allem Versäumnisse im Bereich IT-Security sorgen immer wieder dafür, dass die viel beschworene digitale Souveränität ins Straucheln gerät.
Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen wir, dass Europa und insbesondere Deutschland in Bezug auf die digitale Souveränität alles andere als gut dastehen. Mangelhafte oder sogar ganz fehlende Digitalisierungsstrategien offenbarten schon früh in der Pandemie einen enormen Handlungsbedarf. Es zeigte sich schnell, dass Unternehmen, Institutionen und Behörden sich zu stark von Digital-Importen aus dem nicht-europäischen Ausland abhängig gemacht haben, anstatt auf eigene Kompetenzen zu setzen. Die Auswirkungen sind noch immer deutlich spürbar: Lieferengpässe, fehlende Komponenten und Produkte sowie Lösungen, die nicht den europäischen Sicherheitsstandards entsprechen, gehören zu den aktuellen Herausforderungen, an denen Unternehmen und Institutionen zu scheitern drohen. Alles zusammen gefährdet die digitale Souveränität Deutschlands und Europas und könnte langfristig dazu beitragen, dass die wirtschaftliche Stärke auf der Strecke bleibt.
Es fehlt nicht nur an Laptops, Servern oder mobilen digitalen Geräten für die Fernarbeit, sondern auch an Cloud-Infrastrukturen und Anwendungen. Und vor allem mangelt es in vielen Bereichen an ausgereiften IT-Security-Konzepten und Technologien, wie die vermehrten, und oftmals erfolgreichen Angriffe auf Behörden, Krankenhäuser und Regierungen gezeigt haben. Dabei ist längst klar, dass digitale Souveränität ohne eine starke IT-Security nicht machbar ist.
In ihrem Positionspapier „Digitale Souveränität“ skizzieren Ildiko Bruhns und Thorsten Urbanski die Grundvoraussetzung für das Gelingen staatlicher, ökonomischer und individueller Autonomie: IT Security made in in EU.
„IT-Sicherheit muss bei den EU-Mitgliedsstaaten ganz oben auf der Agenda stehen. Die Bemühungen, eine neue gemeinsame Richtlinie über Netzwerk- und Informationssicherheit zu entwickeln, ist ein richtiger Schritt. Eine umfassende europäische Cybersicherheitsstrategie ist zudem zwingend erforderlich, wenn wir die digitale Souveränität aller EU-Mitgliedstaaten schützen wollen“, sagt Thorsten Urbanski, Head of Communication ESET DACH und Leiter der ITSMIE-Arbeitsgruppe beim IT-Sicherheitsverband TeleTrust.
Über die Autoren
Thorsten Urbanski, Magister Artium der Kommunikationswissenschaft, Politologie und Psychologie, verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in der IT-Industrie. Seit 2017 verantwortet er den Kommunikationsbereich in der DACH-Region beim europäischen IT-Sicherheitshersteller ESET. Neben dieser Funktion leitet er unter anderem die TeleTrusT-Arbeitsgruppe „IT-Security made in EU “ und war langjähriges Mitglied des Experten-Panels „Strategische Plattform IKT/ Horizon 2020“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Als Fachautor war er für IT-Fach- und Tagesmedien tätig und ist u.a. Herausgeber des im Springer Vieweg Verlags erschienen Buchs „Cybergefahren“.
Ildiko Bruhns, Master of Science der Medienforschung, arbeitet seit über zehn Jahren für den europäischen IT-Sicherheitshersteller ESET. Neben Digitalisierung und Datenschutz setzt sie sich in ihren (Fach-)Artikeln mit ethischen Fragen auseinander. Seit zwei Jahren leitet sie als Security-Expertin das Projekt „Safer Kids Online“, bei dem sie Eltern unterstützt, ihre Kinder sicher auf die digitale Welt vorzubereiten.